Cyclekarts sind kleine, selbstgebaute Rennwagen im Stil der 1910er bis 1930er Jahre – charmant, laut und voller Charakter. Unter der Haube steckt meist ein kleiner Motor, der genug Power liefert, um echtes Rennfeeling zu erleben. Das Besondere: Jedes Fahrzeug ist ein Unikat, liebevoll von Hand gebaut und dabei oft erstaunlich kreativ umgesetzt. Genau diese Mischung aus Bastelspaß, Oldtimer-Charme und Fahrabenteuer macht Cyclekarts zu einem Hobby, das sofort begeistert.
Die Idee der Cyclekarts entstand 1995 in Del Mar, Kalifornien, als der Designer Michael Stevenson das erste Fahrzeug dieser Art baute. Inspiriert von den sogenannten „Cyclecars“ – kleine, günstige Fahrzeuge für den Massenmarkt – entwickelte Stevenson ein Konzept für ein halbmaßstäbliches, motorisiertes Einzelplatz-Fahrzeug, das den Charme klassischer Rennwagen der 1910er bis 1930er Jahre einfängt, aber mit einfachen Mitteln selbst gebaut werden kann.
Der Gedanke war also: ein erschwingliches Bastelprojekt für Hobby-Schrauber, das nicht nur in der Garage Spaß macht, sondern auch beim Fahren auf Wiesen, Feldwegen oder improvisierten Rennstrecken. Von dort verbreitete sich die Idee schnell in einer kleinen Szene in den USA und später auch nach Europa, wo es heute ebenfalls Gruppen und Treffen von Cyclekart-Fans gibt.
Ein 1927er Nash Legion als Cyclekart
Bild: Mr gambrinus, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Wie kommst du zu einem Cyclekart?
Manche Bastler verkaufen ihre Eigenbauten, andere spezialisierte Firmen wie die Cyclekart Company GbR bieten komplette Modelle an – dort bekommst du aber nur Preise auf Anfrage. Generell gilt: Ein fertiges Cyclekart bewegt sich schnell im Bereich von mehreren tausend Euro, je nachdem, wie viel Arbeit, Materialqualität und Motorleistung drinsteckt.
Bausätze im klassischen Sinn sind selten. Es gibt aber Teilepakete, Rahmen oder Karosserieformen, die du kaufen kannst, um den Eigenbau einfacher zu machen. Die meisten Fans entscheiden sich aber für den kompletten Selbstbau, weil es nicht nur günstiger ist, sondern auch den größten Teil des Spaßes ausmacht, denn hier kommt dann viel Kreativität ins Spiel. Die Karosserie besteht aus einem Metallrahmen und wird entweder mit Holz, Blech oder GFK verkleidet. Als Antrieb sind größtenteils die 200 cm³ Viertaktmotoren mit 6,5 PS von Honda aus dem Kartsport beliebt.
Was kostet nun so ein Cyclekart?
Ein realistisches Kostenbeispiel: Für einen gebrauchten 200 cm³ Motor musst du rund 150 bis 400 € einplanen. Räder, Achsen und Lenkung schlagen mit etwa 250 bis 500 € zu Buche. Für den Rahmen und die Karosserie kommen Materialkosten von 300 bis 600 € hinzu, je nachdem, ob du Holz, Stahl oder GFK verwendest.
Lackierung, Sitze, Elektrik und Kleinteile summieren sich noch einmal auf 200 bis 300 €. Insgesamt liegst du also bei einem Selbstbau grob zwischen 900 und 1.800 € – dazu kommt natürlich deine eigene Arbeitszeit, die schnell mehrere hundert Stunden verschlingen kann.
Ein Fiat S76 Rennwagen von 1911 als Cyclekart
Bild: Mr.choppers, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Gibt es Vereine in Deutschland?
Ich hab gesucht — aber ich konnte keinen großen, offiziellen Verein oder Verband finden, der sich ausschließlich mit Cyclekarts in ganz Deutschland befasst. Die Szene ist noch relativ klein und lockerer organisiert. Aber ein paar Dinge habe ich herausgefunden.
Das Zentrum des Cyclekart-Sports in Deutschland befindet sich derzeit beim Motorsportclub Werl, der Mitglied im Deutschen Motorsport Verband e.V. (DMV) ist. Im DMV sind viele Motorsport-Clubs gelistet.
Der Bastler Michael Nacke aus Oberense (Nordrhein-Westfalen) baut Cyclekarts, hat Kontakte zu anderen Cyclekart-Bastlern in Hessen und Baden-Württemberg. Und in der Rheinischen Post steht ein Artikel über Ralf Paulukuhn aus Vorst (Nordrhein-Westfalen) und seinen ersten Eigenbau in Sachen Cyclekart.
Und wie sieht’s aus mit Rennen?
Rennen mit Cyclekarts laufen ganz anders ab als klassische Motorsportveranstaltungen. Es gibt keine festen Rennserien oder offizielle Lizenzen – alles wird von den Fahrern und kleinen Clubs selbst organisiert. Meist spricht sich die Szene online oder über persönliche Kontakte ab, mietet gemeinsam eine Kartbahn, einen großen Parkplatz oder eine Wiese und richtet dort ihre eigenen Rennen oder Treffen aus.
In Werl hat beispielsweise der MSC Werl ein Cyclekart-Rennen ausgerichtet, das sogar als „Weltmeisterschaft“ angekündigt wurde – natürlich mit einem Augenzwinkern. Es geht dabei nicht vordergründig um Pokale, sondern es geht um Show, gemeinsames Schrauben, Erfahrungsaustausch, Rennen und jede Menge Spaß und gute Laune.
Ist Cyclekarts etwas für dich?
Cyclekarts sind das perfekte Hobby für dich, wenn du gern schraubst, bastelst und den Geruch von Benzin magst. Du brauchst keinen Profi-Werkzeugpark, aber etwas handwerkliches Geschick, Geduld und Spaß am Tüfteln solltest du haben. Der Bau kostet zwar Zeit und etwas Geld, aber dafür entsteht ein echtes Unikat – ganz nach deinem Stil. Und wenn du dann mit Gleichgesinnten bei einem Treffen deine selbstgebaute Rennmaschine über den Asphalt jagst, weißt du, warum sich jede Stunde in der Werkstatt gelohnt hat.
Brauchst du noch mehr Infos?
Die Briten sind wie bei allen verrückten Dingen auch hier ganz vorn dabei. Auf Cyclekarts GB bekommst du weitere Informationen und Links zu weiteren englischsprachigen Websites. Auch interessant: CycleKart, The Cyclekart Club (Viele Detail-Anleitungen) und Cyle Kart Design.
Ansonsten findest du auf Youtube einige Videos über den Bau und die Fahrten mit den Cyclekarts. So zum Beispiel aus der SWR-Serie Handwerkskunst einen Beitrag über : Wie man ein Cyclekart baut. Hochinteressant!
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