Kurzer Ausflug in die Vergangenheit
Unseren Vorfahren diente das Fangen von Fischen neben dem Jagen und Sammeln der Nahrungsbeschaffung für die Familie. Zunächst vermutlich mit den bloßen Händen, später unter Verwendung von Speeren oder Netzen. Der älteste bei Ausgrabungen gefundene Angelhaken, ein Stabhaken, hat ein geschätztes Alter von ungefähr 20.000 Jahren und ist aus der Schale einer Meeresschnecke hergestellt worden. Einige tausend Jahre später wurden die ersten Krummhaken aus dem Elfenbein der Mammuts geschnitzt. Als Sehne dienten vermutlich Pferdehaare oder Pflanzenfasern.
Die Technik der Angeln entwickelte sich natürlich immer weiter. So wurden ab ungefähr 6.000 vor Christus erste Posen aus Baumrinde eingesetzt. Es ist bekannt, dass die Chinesen bereits 200 vor Christus mit seidenen Schnüren und metallenen Haken geangelt haben. Vor etwa 350 Jahren wurde dann erstmals in Europa eine Rolle verwendet. Und neben der reinen Beschaffung von Nahrung entwickelte sich das hochherrschaftliche Sportfischen.
Worum geht es bei diesem Hobby?
Heute gehört Angeln zu den beliebtesten Hobbys der Deutschen. Kaum eine anderes Hobby bietet dermaßen Entspannung inmitten der unverfälschten Natur. Angeln bedeutet zur Ruhe kommen, Relaxen und Sammeln neuer Energie für den turbulenten Alltag. Angeln kann man auch mit einer körperlichen oder geistigen Beeinträchtigung und bis ins hohe Alter. Diese Menschen schätzen die Gemeinschaft und das Erlebnis in der freien Natur. Angeln ist für viele Menschen ein nicht zu unterschätzendes Stück Lebensqualität.
Auch wenn es für viele nicht so aussieht: Angeln gilt als die schonendste Methode, Fische zu fangen. Im Gegensatz zum Fischen mit Netzen ist eine Überfischung nicht möglich. Durch die richtige Wahl von Angelstelle, Angelmethode und Köder kann im höchsten Maße selektiv gefischt werden. Außerdem haben Angler Schonzeiten und Mindestmaße zu beachten.
Durch ihr weitgehend ehrenamtliches Engagement in den Vereinen sorgen Angler für den Erhalt und die Pflege der Gewässer in Deutschland, wodurch nicht unerhebliche Steuergelder dafür gespart werden können. Im Gegensatz dazu machen Angler jährlich gut 5 Milliarden Euro Umsatz zum Beispiel durch Kauf neuen Equipments!
Auch im Bereich des Tourismus sind die Angler ein nicht zu unterschätzender Faktor. Viele Angler fahren mit Gleichgesinnten oder mit der Familie für ein Wochenende oder länger zum Fischen fort. Sie nutzen dann auch oft geführte Ausfahrten auf Booten oder Kuttern.
Und noch ein Fakt: In Deutschland werden jedes Jahr etwa 20.000 Tonnen Fisch in den Seen und Flüssen gefangen, davon etwa 90 % von den Anglern und nur noch 10 % von den Fischereien. Du musst dabei bedenken: Für jeden selbst geangelten Fisch aus heimischen Gewässern muss kein Fisch aus Übersee importiert oder aus Aquakultur erzeugt werden! Somit ist Angeln eine nachhaltige und klimafreundliche Form der Nahrungsmittelgewinnung.
Das Fischen mit der Angel sieht so einfach aus, aber richtig betrieben ist es eine Wissenschaft für sich! So gibt es zum Beispiel Angler, die sich auf einen speziellen Zielfisch oder eine bestimmte Fischartengruppe konzentrieren. Es gibt Meeres- und Süßwasserangler. Angler, die vom Boot oder vom Ufer aus fischen. Oder die sich auf eine bestimmten Angelmethode wie Posen-, Stipp-, Spinn-, Fliegen- oder Schleppfischen festgelegt haben. Auch Eisangeln ist möglich. Die Aufzählung lässt sich fast beliebig fortführen. Du wirst da langsam hinein wachsen und deine Lieblingsart zu angeln finden.
So, jetzt sich einfach eine Angelausrüstung kaufen und fischen gehen? So einfach ist es natürlich in Deutschland nicht! Zunächst musst du bei einem Angelverein oder Fischereiverband einen Lehrgang besuchen und eine Fischerprüfung ablegen. Mit dem Prüfungsnachweis gehst du dann zum Fischereiamt deiner Gemeinde und lässt dir einen Fischereischein ausstellen. Dieser gilt in der Regel auf Lebenszeit und deutschlandweit. Fällig wird allerdings dann noch eine jährliche Fischereiabgabe. Oft sind die Gewässer verpachtet oder gehören irgend jemanden (häufig einem Angelverein). Dann musst du dir bei dieser Person oder diesem Verein eine Fischereierlaubnis für dieses Gewässer als Tages- oder auch Jahreskarte erteilen lassen. Aber dann kannst du mit dem Fischen loslegen!
Alternativ gibt es in einigen Bundesländern den sogenannten Touristenfischereischein, sozusagen ein Schnupperkurs für Interessierte. Denn den bekommst du nicht nur als Urlauber, sondern auch als Einheimischer bei den Ordnungsämtern, Tourismusbüros oder Kurverwaltungen. Er ist zeitlich begrenzt und du bekommst dazu auch eine Broschüre über die wichtigsten Grundregeln beim Angeln, deren Lektüre du bestätigen musst.
Was benötigst Du dafür?
Wir hatten es gerade: Lehrgang, Fischerprüfung, Fischereischein, Fischereierlaubnis. Oder erst ein mal den Schnupperkurs in Form des Touristenfischereischeins? Und dann überlege dir, wie du beginnen willst. Unterhalte dich mit den „alten Hasen“ und schau ihnen beim Angeln zu. So nach und nach wirst du ein Gespür dafür bekommen, was dir Spaß macht. Und wie eigentlich ständig im Leben: Immer wieder mal was Neues ausprobieren! Übrigens: Als Einsteiger ist der Kauf eines Angelsets nichts Dummes.
Wie viel kostet Dich dieses Hobby?
Lehrgänge zur Fischerprüfung werden für ungefähr 100,- bis 150,- € angeboten. In einigen Bundesländern (Stand: 04/2022) kann der theoretische Teil des Lehrgangs auch Online absolviert werden. Für die abschließende Prüfung solltest du 35,- bis 50,- € einplanen.
Bei Ausstellung des Fischereischeins wird es schon komplizierter. In den meisten Bundesländern wird der Schein auf Lebenszeit ausgestellt und kostet einmalig knapp 20,- €. In einigen ist er zeitlich befristet und kostet zwischen wenigen Euro für ein Jahr bis knapp 50,- € auf Lebenszeit. In jedem Fall kommt die jährliche Fischereiabgabe hinzu. Dies ist je nach Zahlweise rabattiert (1 Jahr, 5 Jahre, Lebenszeit) und liegt bei Zahlung für jeweils ein Jahr zwischen 10,- und 20,- €. Der Touristenfischereischein mit Gültigkeit von 4 Wochen kostet etwa 25,- € inklusive Broschüre und Fischereiabgabe.
Jetzt geht’s an den Kauf der Ausrüstung. Angelsets gibt es manchmal schon ab 15,- € beim Discounter. Gute und auch brauchbare Sets kosten etwa 40,- € und bis zu 100,- €. Fehlen dürfen dann auch nicht Kescher, Messer, Hakenlösezange, Rutenhalter und selbstverständlich ein Angelstuhl. Macht zusammen noch ein mal um die 100,- €. Einige gute Ratgeber dazu habe ich auf Simfisch, im Angel-Magazin und beim Netzwerk-Angeln gefunden. Es gibt natürlich noch viel mehr Ratgeber-Seiten für Angler.
Möchtest Du Dich in Vereinen organisieren?
Schon Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Angelvereine in Berlin und München gegründet. Heute gibt es in Deutschland tausende Angelvereine mit etwa 850.000 Mitgliedern. Der Deutsche Angelfischerverband e.V. ist der Dachverband, welcher regional durch die ihm angeschlossenen Landesverbände vertreten wird. Somit wirst du mit Sicherheit auch einen Angelverein in deiner Nähe finden.
Hast Du Lust auf Wettbewerbe?
Aber natürlich gibt es auch beim Angeln viele Wettbewerbe, in denn du dich mit anderen messen kannst. Es finden Wett-, Preis-, Turnier- und sonstiges Wertungsangeln statt, bei denen es gilt, unterschiedliche Fischarten gezielt zu fangen. Und falls du ein Freund des Winters bist: Eisangelwettbewerbe.
Alternativ ohne Fisch und mehr Sport ist vielleicht der sogenannte Castingsport, das „Trockenfischen“, besser für dich geeignet.
Ist diese Hobby für Dich geeignet?
Suchst du ein Hobby zum Entschleunigen und Entspannen? Genießt du die Zeit in der Natur abseits aller Hektik, und willst auch einen kleinen Beitrag zu deren Erhalt leisten? Bist du vielleicht sogar ein Vereinsmensch und fühlst dich in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter wohl? Und natürlich auch entscheidend: Isst du gern Fisch? Dann könnte Angeln das richtige Hobby für dich sein.
Musst Du Rechtliches beachten?
Ich denke, es ist soweit klar: Ohne Berechtigung kann nirgendwo geangelt werden. Die Sache wird auch noch dadurch etwas kompliziert, dass jedes Bundesland sein eigenes Fischereigesetz und unterschiedliche Verordnungen hat. So schwankt zum Beispiel das Mindestalter für die Ausstellung eines Fischereischeins je nach Bundesland zwischen 10 bis 18 Jahren. Also wirst du nicht drum herum kommen, dich auch mit den geltenden Bestimmungen zu befassen, falls du in einem anderen Bundesland zum Beispiel im Urlaub angeln möchtest.
Wo findest Du weitere Informationen?
Es gibt etliches an Zeitschriften für Angler. Und natürlich das riesige Internet. Auf der bekannten Video-Plattform gibt es viele Tutorials zum Angeln. Aber manchmal ist es besser, Leute zu fragen, die dieses Hobby schon länger betreiben. Vielleicht kannst du auch einfach einen Verein in deiner Nähe aufsuchen, dem du dann wahrscheinlich eh beitreten wirst, falls… Und viele Information zum Angeln, jedem einzelnen Angelgewässer in Deutschland und Österreich sowie die Möglichkeit, Angelkarten online zu kaufen, bietet zum Beispiel die Fischerhütte hejfisch.
Na dann: Petri Heil!
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