Worum geht es bei diesem Hobby?
Honig! Hmmmm! Das ist doch das, was einem zuerst dazu einfällt, oder? Dabei liefern die Bienen noch viel mehr als nur Honig. Doch dazu später. Zunächst ein mal: Wie hat der Mensch es geschafft, die Bienen für sich arbeiten zu lassen?
Nicht nur Bären waren schon immer scharf auf den süßen Honig. Auch wir Menschen! 12.000 Jahre alte Felsenmalereien berichten von Honigjägern, welche die Behausungen der Bienen in holen Baumstämmen ausgekundschaftet und geplündert haben. Vor etwa 4.500 Jahren wurde dann mit der gezielten Bienenhaltung begonnen. Zunächst haben die Zeidler („Honigsammler“) die betreffenden Baumhöhlen samt Bienen einfach aus den Baumstämmen herausgesägt und an günstigeren Standorten aufgestellt. Mit Beginn der zunehmenden planmäßigen Bienenhaltung wurden die Behausungen für die Bienen, die sogenannten Beuten, aus ausgehöhlten Baumstämmen eigens hergestellt. In Gegenden mit wenig Waldbestand wurden Bienenkörbe aus Stroh geflochten.
Bei dieser Art von Bienenhaltung wurde jedes Mal bei der Honigentnahme ein Teil der Waben zerstört und damit das Bienenvolk geschwächt. Daher machten sich die Imker an die Weiterentwicklung der Beuten und kamen auf die heute noch benutzten Magazin-Beuten aus Holz. Im unteren Bereich bildet das Bienenvolk den Brutraum, darüber den Honigraum. Über den abnehmbaren Deckel kann so der Imker jederzeit an die Honigwaben, ohne die Brut zu stören. Je nach Größe des Bienenvolks kann der Imker auch die Anzahl der übereinander gestapelten Magazine variieren.
So, was produzieren denn nun die Bienen, was uns Menschen auch nützlich ist? Ja, Honig, ist doch klar! Und das sagenumwobene Gelee Royale. Das bekommen nur die Königinnen und sorgt bei ihr für ein längeres Leben. Bei uns auch? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist dir auch noch Bienenwachs bekannt. Fand früher Verwendung in Kerzen, heute zunehmend in Kosmetika. Aber wusstest du, dass die Bienen auch Pollen einlagern? Pollen sind ein hochwertiges Eiweißprodukt mit ungefähr 100 biologischen Aktivstoffen und wird in Nahrungsergänzungsmitteln eingesetzt. Selbst das Bienengift kann bei der Behandlung von Gelenkentzündungen hilfreich sein! Schlussendlich produzieren die Bienen Propolis, eines der stärksten natürlichen Antibiotika und Antimykotika. Wusste ich vorher auch noch nicht!
Dafür, dass wir sie bestehlen, sorgen wir aber auch dafür, dass es ihnen gut geht. Der Imker schafft durch die Magazin-Beute eine optimale Umgebung für die Entwicklung des Bienenvolks. Er gibt ihnen als Ersatz für den entnommenen Honig Zucker, damit sie gut über den Winter kommen. Und er erkennt und bekämpft auftretende Krankheiten. Sicher nicht ohne einen gewissen Eigennutz, aber hier wird „Tierwohl“ gelebt!
Hast du gewusst, dass die Honigbiene nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier in der Landwirtschaft ist, weltweit?! Honigbienen sind die wichtigsten Bestäuber von Blütenpflanzen! Das geht soweit, dass in den USA tausende von Bienenvölkern jedes Jahr auf Trucks über 10.000 (!) Kilometer durch das ganze Land transportiert werden, nur zum Bestäuben von riesigen Plantagen! Notwendig wurde dies durch immer weiter fortschreitende Vergrößerung der Monokultur-Flächen und dadurch notwendigen massiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, was beides eine Reduzierung der bestäubenden Insektenarten nach sich zog. Dort verdienen die Wanderimker inzwischen mehr Geld mit der Bestäubung als mit dem Verkauf des Honigs. Allerdings auf Kosten der Bienen, die durch den Transport und das sich dadurch ständig wechselnde Umfeld sehr stark gestresst sind!
Nicht neu, aber wohl immer mehr ausgeübt wird die urbane Imkerei, also die Imkerei in der Stadt. Auf den Flachdächern der Häuser, aber auch auf Balkons stehen die Beuten. Auf den ersten Blick glaubt man es nicht, aber in den Städten finden die Bienen ein vielfältigeres Angebot als bei den Monokulturen auf dem Land. Auch brauchen sie in den Städten keine Pestizide fürchten. Die Temperatur in den Städten ist oft einige Grad höher, so dass die Bienen länger aktiv sein können. Und Untersuchungen ergaben, dass eine Belastung des Honigs durch Feinstaub und Schadstoffen nicht festgestellt werden konnte.
Was benötigst Du dafür?
Von den etwa 120.000 Imkern in Deutschland sind über 95 % Hobby-Imker. Um Freizeit-Imker zu werden, benötigst du keine spezielle Ausbildung. Zum Kennenlernen der Tätigkeiten bieten viele Imker-Vereine Schnupperkurse an. Bevor du dann loslegst, ist es unbedingt empfehlenswert, dass du einen Einsteiger-Kurs bei einem Verein belegst. Der Verein stellt dir meistens auch einen Imker-Paten an die Seite, wenn du es wünscht. Auf den Seiten des Deutschen Imkerbundes e.V. (D.I.B.) findest du alle Informationen und Ansprechpartner dazu.
Bist du handwerklich geschickt, kannst du dir eine Bienen-Box selbst nach dieser Anleitung zusammenbauen. Sie wurde vom Verein Stadtbienen e.V. entwickelt, um das Imkern auch für Neulinge zugänglich zu machen. Allerdings kannst du es dir auch einfacher durch den Kauf einer fertigen Magazin-Beute machen. Die musst du dann nur noch lackieren. Fehlt noch ein Starter-Set mit Abkehrbesen, Smoker und so weiter sowie die richtige Kleidung (Bienenhut, Jacke und Handschuhe für Imker). Und eine Honigschleuder samt Zubehör für die Honiggewinnung!
Jetzt wird es ernst: Der Kauf deines ersten Bienenvolks! Das besorgst du dir idealerweise bei einem Imker-Verein in deiner Nähe. Das erspart dir lange Fahrten und den Bienen viel Stress. Das Bienenvolk solltest du im späten Frühjahr kaufen, damit es sich über`s Jahr bis zum Winter ausreichend stärken kann. Empfohlen wird im Allgemeinen der Start mit zwei oder drei Bienen-Völkern.
Bei der Pflege des Bienenvolks kommst du leider nicht ohne Mittel gegen Milben oder Krankheiten aus. Aber das erfährst du alles im Einsteiger-Kurs und von den Mitgliedern eines Vereins.
Wie viel kostet Dich dieses Hobby?
Die Kosten für einen Schnupperkurs liegen so um die 65 Euro, für einen Einsteigerkurs für Hobby-Imker musst du mit etwa 350 Euro rechnen. Wirst du gleich Vereinsmitglied, kann es günstiger werden.
Die Kosten für das Material für eine Bienenbox werden mit 340,- bis 390,- € veranschlagt. Komischerweise geht ist es dabei nicht günstiger als beim Kauf einer Magazin-Beute, denn da solltest du mit dem gleichen Betrag auskommen. Ein Starter-Set bekommst du für ungefähr 50,- € und die Imker-Kleidung für 30,- bis 60,- €. Eine eigene Honigschleuder kostet dich zwischen 200,- und 500,- €. Aber diese kannst du anfangs sicher günstig im Verein ausleihen.
Ein Bienenvolk wird so zwischen 150,- und 250,- € gehandelt, je nach Größe und Situation in Bezug auf den allgemeinen Gesundheitszustand der Bienenvölker insgesamt.
Möchtest Du Dich in Vereinen organisieren?
Hier eine ganz klare Empfehlung! Das ist der kürzeste Weg zu Wissen und Hilfe rund ums Imkern und zu den Bienen. Besser geht`s nicht! Dachverband aller Imker-Vereine ist der Deutscher Imkerbund e.V. (D.I.B). Über die Landesverbände sind dann die einzelnen Vereine organisiert. Und falls du irgendwann deinen Honig mal verkaufen willst: Der Deutsche Imkerbund besitzt die Marke „Echter Deutscher Honig“ und stellt (bei entsprechendem Qualitätsnachweis) diese den inzwischen 120.000 Imkern in Deutschland zum Marketing zur Verfügung.
Hast Du Lust auf Wettbewerbe?
Ich habe Jungimker-Wettbewerbe gefunden, bei denen theoretisches Wissen und praktisches Können gefragt ist. Auch Fotowettbewerbe bezüglich der Imkerei gibt es. Und natürlich Honig-Wettbewerbe! Mehr weiß sicher dein Verein darüber.
Ist diese Hobby für Dich geeignet?
Bist du bereit, Verantwortung für Tausende von Lebewesen übernehmen? Du liebst Honig? Du möchtest etwas für den Erhalt der Honig-Bienen unternehmen? Du liebst es, Tiere zu beobachten und bist von dem Fleiß der Bienen und der Organisation im Bienen-Stock fasziniert? Alles Gründe, dieses Hobby zu beginnen!
Musst Du Rechtliches beachten?
Zunächst ein mal die gute Nachricht: Du darfst Bienen überall halten, auch auf der Terrasse oder dem Balkon. Die Bienen interessieren sich nicht für die süßen Sachen auf deinem Frühstückstisch, das machen nur die Wespen. Ebenso wenig fliegen sie gerne vom hellen Tageslicht in die meist dunkleren Wohnungen.Und sie stechen wirklich nur in aller höchster Not, wenn sie sich bedrängt fühlen. Trotzdem solltest du vor der Anschaffung mit deinem Nachbarn und deinem Vermieter reden. Und ab und an ein Glas Honig hat schon so manchen Skeptiker überzeugt.
Imker sind Teil der Landwirtschaft und unterliegen dem Bienenrecht. So ist zum Beispiel eine Meldung an das zuständige Veterinäramt zwingend erforderlich. Schließlich gilt es ja auch, die Ausbreitung von Bienen-Krankheiten zu vermeiden. Daher solltest du auch beim Kauf eines Bienenvolkes immer auf ein aktuelles amtliches Gesundheitszeugnis bestehen.
Trotz aller Umsicht kann es bei eventuellen Bienenstichen zu allergischen Reaktionen kommen. Daher solltest du eine spezielle Haftpflicht-Versicherung (Tierhalterhaftung für Bienen-Haltung) abschließen, falls dies nicht Inhalt deiner normalen Haftpflicht-Versicherung ist. Als Mitglied eines Imker-Vereins bist du allerdings auch hier im Bereich Rechtsschutz und Haftpflicht abgesichert.
Steuerlich gilt die Bienenhaltung der Hobby-Imker als Liebhaberei. Das bedeutet: Bei der Haltung von bis zu 30 Bienenvölkern musst du deinen aus dem Verkauf von Honig erzielten Gewinn nicht versteuern. Darüber greift eine Staffelung, die aber sicher für dich zumindest anfangs nicht zutreffen wird.
Wo findest Du weitere Informationen?
Es gibt viele Bücher und mehrere Fachzeitschriften, die sich mit der Bienen-Haltung beschäftigen. Auch online findest du viele Seiten von Hobby-Imkern oder Imker-Vereinen. Und natürlich die Seiten des Deutscher Imkerbunds e.V. (D.I.B) als zentrale Anlaufstelle auch bezüglich der Landesverbände und Vereine sowie vieler weiterer wichtiger Informationen. Auch das Deutsche Bienen-Journal und die Bienen-Kiste sind lesenswert.
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