Worum geht es bei diesem Hobby?
Ja, du hast richtig gelesen! Es gibt viele Verrückte, die mit einem Aufsatzmäher, umgangssprachlich auch als Rasentraktor bekannt, Rennen fahren. Wichtigste Bedingung dabei: Es müssen Rasentraktoren sein, die es so zukaufen gibt und die zum Rasenmähen geeignet sind. Weiterhin sind nur ganz bestimmte Umbauten erlaubt. Doch dazu später mehr.
Und wer hat’s erfunden? Nicht die, an die du jetzt vermutlich denkst, sondern natürlich die verrückten Engländer. Zitat Wikipedia: „Die beiden Feststellungen We need a cheap motor sport! und Everybody has a lawn mower! sollen 1973 im Lokal Cricketers Arms in Wisborough Green den Beginn der Rasenmäherrennen ausgelöst haben. Noch im selben Jahr wurde die British Lawn Mower Racing Association (BLMRA) gegründet.“ Da sind sie konsequent, die Briten.
Die Rennen sind oft riesige Events in Verbindung mit Volksfesten oder Landmaschinenausstellungen. Das wohl bisher größte Rasentreckerrennen fand 2007 in Thönse mit über 30.000 (!) Besuchern und über 80 teilnehmenden Teams statt. Gefahren wird bei diesen Rennen auf Ackerland oder Weideflächen. Und hier sollen Geschwindigkeiten bis zu 80 km/h erreicht werden?
Kommen wir also zu den verschiedenen Rennklassen. Die Einsteigerklasse fährt mit den Original-Motoren, die meistens etwa 13 PS haben. Das Chassis darf verstärkt werden. Die Standardklasse hat Original-Motoren bis 25 PS. Hier dürfen weitreichende Veränderungen wie zum Beispiel an Fahrwerk und Rädern vorgenommen werden. Manchmal wird auch eine sogenannte Super Race Klasse zugelassen. Erlaubt sind hier 2-zylindrige Motorradmotoren und die möglichen Umbaumaßnahmen sind viel weitreichender!
Allerdings gibt es auch hierbei einen Wermutstropfen: Es existieren weder national noch international abgestimmte einheitliche Reglements. Im Kern findet man in den verschiedenen Varianten jedoch viele Gemeinsamkeiten, so dass du mit ein und demselben Renngefährt an allen Rennveranstaltungen teilnehmen kannst. In Deutschland richten sich die meisten Veranstalter zunehmend nach dem einheitlichen Regelwerk eRW.
Was benötigst Du dafür?
Offensichtlich zunächst ein mal einen Aufsitzrasenmäher. Es muss nicht gleich das gute Stück in deiner Garage sein. Ein gebrauchter tut es auch. Zumal ältere Modelle oft einfacher aufgebaut und zu reparieren sind. Nun kannst du je nach Klasse, die dir vorschwebt, mit den Modifikationen beginnen.
Genauso wichtig ist die vorgeschriebene Schutzkleidung. Dazu gehören Motorradhelm und -Stiefel, idealerweise aus dem Endurosport, Protektoren vor allem für den Rücken, Kleidung, welche Arme und Beine umschließt, und Handschuhe.
Ich setzt voraus, dass du auch ein Plätzchen hast für den Aufbau eines Renntreckers. Zum Beispiel eine Garage mit Werkbank und Platz, neben dem Auto auch den Mäher unterzustellen, solange die Arbeiten ruhen.
Wie viel kostet Dich dieses Hobby?
Du musst für einen neuen geeigneten Mäher nicht 5.000,- € oder mehr ausgeben. Sinnvoll sind da auch gut erhaltene Gebrauchte ab etwa 1.000,- €. Kommen noch je nach Klasse die Kosten für die Modifikationen hinzu. Hier sollten anfangs auch weniger als 1.000,- € reichen.
Einfache Brustpanzer, Enduro-Helme und -Stiefel gibt es ab je 100,- €. Damit ist erst ein mal das Wichtigste an Kleidung abgedeckt.
Was fehlt noch? Ach ja, die Startgebühr. Da sieht das jeder Veranstalter anders. Die einen verlangen keine Startgebühr, andere bis zu 30,- €. Also das ist doch mal günstig!
Möchtest Du Dich in Vereinen organisieren?
Du kannst diesen Sport zwar auch alleine betreiben. Aber wenn ein Rasentraktor-Verein in deiner Nähe ist, dann nutze das. Neben Austausch über technisches Knowhow ist natürlich der Spaß nochmal ein ganz anderer. Und auch die Kosten musst du nicht mehr alleine stemmen. Da sind Mitgliedsbeiträge von unter 50,- € pro Jahr sehr gut investiertes Geld.
Hast Du Lust auf Wettbewerbe?
Rennen finden hier in Europa in England, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Deutschland und der Schweiz statt. In Deutschland werden neben vielen lokalen Rennen die Deutsche Meisterschaft der Renntrecker eRWM ausgetragen.
Legendär sind die 24 h Tracteurs Tondeuses de France am Osterwochenende 2018. Nicht nur wegen der ungewöhnlichen Länge von 24 Stunden. Über Nacht hatte der einsetzende Regen das Rennen in eine Schlammschlacht verwandelt! Mensch und Maschine waren extrem gefordert, es gab viele Ausfälle und es gilt bis heute als das härteste Rasenmäherrennen der Welt.
Ist dieses Hobby für Dich geeignet?
Mähst du gern den Rasen mit deinem Rasentraktor, denkst aber manchmal dabei: „ Der könnte auch noch etwas schneller laufen.“? Bist du handwerklich nicht ganz ungeschickt oder kennst jemanden, der dich unterstützen könnte? Interessierst du dich ganz allgemein für Motorsport? Würdest du auch gern selber Rennen fahren, aber mit einem „kleinen Budget“? Dann ist wohl möglich dieses Hobby das richtige für dich!
Musst Du Rechtliches beachten?
Falls du jetzt eine Garage hast und willst diese komplett in eine Werkstatt umfunktionieren – Keine gute Idee. Denn eine Garage dient entsprechend der Bauordnung vorrangig als Stellplatz für Fahrzeuge. Wird die Garage also ausschließlich zur Werkstatt, zum Kellerersatz oder zum Hobbyraum umgewandelt, dann verstößt du gegen das Gesetz. Allerdings spricht nichts dagegen, wenn du zusätzlich zum Stellplatz deines Autos etwas lagerst oder dir eine Werkbank dort einrichtest, sofern der Platz ausreichend ist. Du kannst dann dein Auto für kurze Zeit vor die Garage stellen, solange du deinem Hobby frönst.
Dann gilt es das Technische Regelwerk zu beachten, dass jeder Veranstalter festlegt. Die Einhaltung wird bei der Fahrzeugabnahme überprüft, die vor jeder Veranstaltung stattfindet. So müssen zum Beispiel die Mähwerke entfernt worden sein und jeder Mäher mit einem sogenannten Abreiß-Notaus-Schalter ausgerüstet sein. Denn falls du vom Hocker fällst, muss die Karre dann ausgehen und stehenbleiben.
Ebenso wichtig ist natürlich die erforderlich Schutzkleidung. In deinem eigenen Interesse solltest du hier den maximalen Schutz für dich finden.
Der Veranstalter sorgt in der Regel dafür, dass medizinische Hilfe vor Ort ist. Aber manchmal kommt es vor, dass deine Teilnahme auf eigene Gefahr stattfindet, was du vor dem Rennen auch unterschreiben musst. Allein aus diesem Grund, aber auch weil es auch sonst immer sinnvoll ist, solltest du eine Haftplicht- und eine Unfallversicherung abschließen, die auch diese sportlichen Aktivitäten abdeckt.
Wo findest Du weitere Informationen?
Bevor du loslegst: Besuche doch einfach mal so ein Rasentreckerrennen und spreche mit den Leuten. Da siehst du dann schon, worauf es an- und was auf dich zukommt.
Eine gute Bauanleitung für einen Renntrecker mit allen seinen unvorhersehbaren Herausforderungen zeigt ganz anschaulich der WurstExpress. Ansonsten wirst du auch sowieso im Netz etliche Beiträge zu diesem Hobby finden.
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