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Das Leben ist (k)ein Ponyhof
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Das Leben ist (k)ein Ponyhof

Der Geruch von frischem Heu, das leise Schnauben eines Pferdes, das Gefühl, eins mit dem Tier zu sein – Reiten hat etwas Magisches. Kaum ein anderes Hobby verbindet Kraft, Eleganz und Vertrauen so eng miteinander. Ob auf dem Reitplatz, im Gelände oder einfach beim Putzen im Stall – wer einmal die besondere Bindung zwischen Mensch und Pferd gespürt hat, versteht, warum Reiten weit mehr ist als nur ein Sport. Es ist ein Lebensgefühl.

Die Familie der Pferde ist eine sehr alte Gruppe der Unpaarhufer, deren Stammesgeschichte rund 56 Millionen Jahre zurückreicht. Die Vorfahren der Pferde stammen ursprünglich aus Nordamerika. Vor etwa 55 Millionen Jahren lebten dort kleine, hundegroße Urpferde wie das „Eohippus“. Später wanderten ihre Nachkommen über die Landbrücke nach Asien und Europa aus – und starben in Nordamerika selbst vor rund 10.000 Jahren aus.

Erst durch die Spanier kamen Pferde im 16. Jahrhundert wieder dorthin zurück. Einige der Pferde entliefen und bildeten Herden frei laufender Mustangs. So begegneten die Indianer erstmals Pferden. Der Kontakt veränderte die Lebensweise mancher Völker radikal. Vor allem die Völker der Prärien Nordamerikas profitierten von der erheblich vergrößerten Mobilität, die Vorteile bei der Nahrungsbeschaffung, beim Umzug des Lagers und auf Kriegszügen brachte.

Die Domestizierung der Pferde begann etwa 3500 v. Chr. auf den weiten Steppen zwischen der heutigen Ukraine, Südrussland und Kasachstan. Besonders bekannt ist die sogenannte Botai-Kultur in Nord-Kasachstan, die Pferde zunächst wohl als Nutztiere hielt – für Milch und Fleisch.

Erst später entdeckten Menschen, dass Pferde auch als Reit- und Arbeitstiere unschlagbar sind. Mit ihnen ließen sich weite Strecken schneller zurücklegen, Herden treiben und Kriege führen. Das Reiten veränderte Handel, Kultur und ganze Zivilisationen – und machte das Pferd zu einem der wichtigsten Begleiter der Menschheitsgeschichte.

Reiten – Wir sehen ein Werk von Franz Rouband. Es zeigt die Passage des Fürsten Augustinsky über der Kaukasuskamm. Es stammt aus dem Jahr 1853 und zeigt die Nutzung der Pferde bei der Passage.

Franz Roubaud: Die Passage des Fürsten Augustinsky über den Kaukasuskamm 1853

Foto: Pixabay

Pferde, wie wir sie heute kennen, wurden also vom Menschen weltweit verbreitet, in einigen Ländern gibt es auch verwilderte Populationen. Die größte Anzahl verwilderter Hauspferde lebt wohl in Australien, aber auch in den USA (Mustangs) und anderen Ländern sind sie zu finden.

Musst du ein eigenes Pferd haben?

Ganz einfach: Du brauchst kein eigenes Pferd, um regelmäßig zu reiten. Viele Reiter fangen genau so an.

Am besten schaust du dich nach einem Reiterhof oder Reitverein in deiner Nähe um. Dort kannst du Reitstunden nehmen – auf gut ausgebildeten Schulpferden. Die Kosten liegen so bei 40 bis 60 € pro Stunde. So lernst du den Umgang mit verschiedenen Pferden und bekommst Routine.

Wenn du schon etwas Erfahrung hast, ist eine Reitbeteiligung ideal. Du zahlst monatlich einen festen Betrag (meistens 100 bis 200 €) und darfst dafür ein- bis mehrmals pro Woche „dein“ Pflegepferd reiten, übernimmst oft auch Aufgaben wie Pflege, Stallarbeit oder Bewegungstraining. Das ist günstiger als ein eigenes Pferd und trotzdem sehr persönlich.

Und wenn du’s lieber gemütlich angehst: Es gibt auch Ausritte und Wanderreitangebote für Gelegenheitsreiter – perfekt, um regelmäßig zu reiten, ohne sich um Stallarbeit oder regelmäßige Kosten kümmern zu müssen.  Viele Höfe bieten geführte Ausritte an – oft ab 30–60 € pro Stunde, je nach Region und Pferdequalität.

Oder doch mit eigenem Pferd?

Ein reitbares Pferd (also kein Zucht- oder Turnierpferd) bekommst du in Deutschland meistens zwischen 3.000 und 8.000 €, je nach Rasse, Alter, Ausbildung und Gesundheitszustand. Ein gut ausgebildetes Freizeitpferd liegt oft so um 5.000 €.

Die laufenden Kosten sind allerdings das, was richtig ins Geld geht. Für Unterbringung in einem Reitstall musst du monatlich 300 bis 600 € rechnen – je nach Region und Ausstattung. Darin ist meistens Futter, Einstreu und die tägliche Versorgung enthalten.

Dazu kommen Hufpflege oder Beschlag (alle 6–8 Wochen etwa 80 bis 150 €), Tierarztkosten (Impfungen, Wurmkuren, evtl. Behandlungen – im Schnitt 400–800 € im Jahr) und eine Haftpflichtversicherung für das Pferd (rund 100 € jährlich).

Wenn du Unterricht nehmen oder Ausrüstung kaufen willst, kommt das obendrauf: Sattel, Trense, Decken, Putzzeug usw. kosten am Anfang leicht 1.000 bis 2.000 €.

Unterm Strich kannst du für ein eigenes Pferd im ersten Jahr locker 10.000 bis 12.000 € einplanen – und danach etwa 4.000 bis 7.000 € jährlich für Haltung und Pflege.

Reiten – Zu sehen ist eine Reihe von Pferdeställen. Aus zwei Boxen schauen Pferde interessiert heraus.

Jedes Pferd hat seine eigene Box mit Aussicht

Foto: Pixabay

Wie findest du ein passendes Pferd für dich?

Fang am besten online an. Gute und seriöse Plattformen sind zum Beispiel ehorses, PFERDE, HORSEDEAL oder Pferdemarkt. Dort kannst du gezielt nach Rasse, Alter, Ausbildungsstand, Preis und Region filtern. Lies die Beschreibungen genau, achte auf gute Fotos und möglichst viele Infos über das Pferd.

Wenn du Reitstunden nimmst, sprich mit deinem Reitlehrer oder Stallbesitzer. Die kennen oft Pferde, die verkauft werden oder vermitteln Kontakte zu seriösen Verkäufern. Auch Reitvereine, Züchter und Reiterhöfe bieten manchmal Pferde an – besonders, wenn sie Nachwuchspferde ausbilden oder Schulpferde abgeben.

Und ganz wichtig: Nimm beim Kauf immer jemanden mit, der sich auskennt – am besten einen Trainer oder erfahrenen Reiter. Lass dir den Equidenpass (offizielles, lebenslang gültiges Ausweisdokument für Pferde, Ponys, Esel und deren Kreuzungen) zeigen, veranlass eine Ankaufsuntersuchung (AKU) beim Tierarzt (Kosten je nach Umfang 150 bis 1.000 €) und reite das Pferd mehrmals Probe. So ersparst du dir böse Überraschungen.

Und Reitvereine oder Reiterhöfe?

  • Der Bundesverband für Pferdesport und Pferdezucht, die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN), bietet ein Pferdebranchenbuch, in dem du Reit- und Fahrvereine sowie Betriebe durchsuchen kannst.
  • Das Reitstallverzeichnis listet Reiterhöfe, Ställe, Pensionen und Reitschulen nach Region auf.
  • Mit dem Portal Reiter‑Guide kannst du gezielt nach Reiterhöfen oder Reitschulen in deinem Bundesland oder nach PLZ suchen.
  • Regionale Pferdesportverbände haben oft eine eigene Vereinsliste oder Mitgliederübersicht – z. B. bei der Pferdesportregion Hannover e.V. für Hannover & Umgebung.

Ist Reiten ein passendes Hobby für dich?

Reiten ist ideal für dich, wenn du Tiere liebst und gern draußen bist. Pferde sind feinfühlige, soziale Wesen – du brauchst also Geduld, Ruhe und Einfühlungsvermögen. Wenn du das mitbringst, wirst du schnell merken, wie intensiv die Verbindung zwischen Mensch und Tier sein kann.

Körperlich solltest du halbwegs fit sein. Reiten beansprucht den ganzen Körper – Rücken, Beine, Gleichgewicht, sogar die Haltung verbessert sich. Es ist also kein reines „Sitzen auf dem Pferd“, sondern echtes Training mit Spaßfaktor.

Zeit ist ein wichtiger Punkt. Auch wenn du kein eigenes Pferd hast, braucht der Umgang mit Pferden regelmäßige Übung. Wer nur ab und zu reitet, kommt nicht richtig rein. Ideal ist, wenn du dir wöchentlich ein paar Stunden Zeit nehmen kannst.

Und klar: Du solltest keine Angst vor Tieren oder Dreck haben – im Stall ist’s selten blitzsauber. Wenn du dich aber über den Geruch von Heu freust und das Schnauben eines Pferdes magst, dann ist Reiten wahrscheinlich genau dein Ding.

Brauchst du noch mehr Infos?

Da sind Seiten wie PFERDE und Reiter-Guide gute Quellen. Auch Pferdewissen (aus der Schweiz, aber top erklärt) und CAVALLO bieten viele praxisnahe Artikel, Tipps und Videos über Pflege, Verhalten und Training. Wenn du aber lieber schaust statt liest, gibt’s auf YouTube gute Kanäle wie Wehorse, Pferdeverstand, Cavallo TV oder Anja Beran – da lernst du von echten Profis.

Und ganz analog: In fast jeder Region gibt’s Reitvereine oder Stall-Workshops, wo du den richtigen Umgang mit Pferden praktisch lernst – vom Putzen bis zum Satteln. Also: Bist du ein Pferdemensch?

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