Segelfliegen

Fliegen pur wie ein Albatros

Segelfliegen Fliegen pur wie ein Albatros

Worum geht es bei diesem Hobby?

Schon Otto Lilienthal nutzte bei seinen Flugversuchen die Aufwinde am Hang, um seine Flugstrecke zu verlängern. Später, mit der rasanten Entwicklung der Otto-Motoren, geriet der Segelflug in Vergessenheit. Bis der Versailler Vertrag nach dem ersten Weltkrieg (du erinnerst dich an deinen Geschichtsunterricht?) Deutschland den Motorflug verbot. Viele Flugbegeisterte erinnerten sich wieder an das Segelflugzeug und probierten verschiedene Konzepte von Segelflugzeugen, Starttechniken und Nutzungen des Auftriebs aus. Die Flugzeuge wurden immer leichter und windschnittiger. Gestartet wurde hauptsächlich mit Hilfe von Gummiseilen, ähnlich wie bei einem Katapult.

Solche Starts gibt es zwar heute auch noch – aber wenn man es praktischer haben kann? Einerseits kann man mit Hilfe einer starken Seilwinde das Segelflugzeug in die Luft bekommen. Die Anfangsbeschleunigung ist enorm, wie bei einem Supersportwagen: von 0 auf 100 km/h in unter drei Sekunden! Das Seil wird kurz vor Überfliegen der Seilwinde ausgeklinkt und sinkt mit einem kleinen Fallschirm am Seilende zu Boden.

Andererseits kann das Segelflugzeug von einem Motorflugzeug (wenn man hat) in die Höhe gezogen werden. Vorteil: Das Segelflugzeug kann höher und direkt in eine thermisch bessere Gegend geschleppt werden. Nach dem Ausklinken des Schleppseils am Segelflugzeug wird das Seil entweder vom Schleppflugzeug eingerollt oder an geeigneter Stelle über dem Flugplatzgelände abgeworfen.

Eine weitere Möglichkeit ist der Eigenstart. Ein Segelflugzeug hat keinen Motor – wie soll das gehen? Manche Segelflugzeuge haben ein ausklappbares Hilfstriebwerk, das nur für die Startphase genutzt wird! Danach fliegt es wie jedes andere Segelflugzeug motorlos.

Was benötigst Du dafür?

Um erst ein mal Kontakt mit dem Segelfliegen aufzunehmen, kannst du bei einem Segelflugverein einen Schnupperflug buchen. So bekommst du ein Gefühl für die Faszination Segelflug und merkst schnell, ob es dich in seinen Bann zieht.

Willst du selbst fliegen, benötigst du den Luftfahrerschein für Segelflugzeugführer, auch Segelflugschein oder Segelflugpilotenlizenz SPL genannt. Den kannst du schon mit 16 Jahren machen! Hier hast du wie so oft im Leben zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist die sofortige Mitgliedschaft in einem Segelflug-Verein. Vorteil: Kosten sparend, und du bist gleich involviert in den Flugbetrieb und wächst so schneller hinein. Nachteil: Die Ausbildung dauert länger. Rechne hier mit etwa 1 bis 1,5 Jahren. Denn geflogen wird auf den meisten Flugplätzen nur in der warmen Jahreszeit. Als aktives Vereinsmitglied übernimmst du neben der Ausbildung auch noch andere Aufgaben, zum Beispiel als Flugleiter, Winden- oder Seilfahrer. Und du kannst nur fliegen, wenn der Flieger frei ist und gleichzeitig auch noch der Ausbilder Zeit hat.

Der zweite Weg führt zu einer Segelflugschule. Es geht schneller, dauert meist nur wenige Wochen, denn alles ist auf deine Ausbildung ausgerichtet. Nachteil: Es kostet mehr. Aber ein fliegerärztliches Tauglichkeitszeugnis benötigst du in beiden Fällen.

Als Mitglied in einem Segelflug-Verein kannst du jederzeit ein Flugzeug chartern. Es ist also nicht unbedingt notwendig, ein eigenes Segelflugzeug zu besitzen.

Wie viel kostet Dich dieses Hobby?

Segelfliegen kann je nach Standort sehr unterschiedlich teuer sein. Für einen Schnuppertag habe ich Preise zwischen 115,- und 250,- € gefunden. Genauso sieht es mit den Ausbildungskosten aus. Die angegeben Preis schwanken zwischen 1.500,- im Verein inklusive Mitgliedsbeiträgen und etwa 4.500,- € in einer Flugschule, wobei der Übergang sehr, sehr fließend ist.

Die Mitgliedschaft im Verein belastet dein Konto weiter mit mindestens 500,- € pro Jahr. In manchen Vereinen ist das Fliegen im Preis mit drin, bei anderen kostet jede Flugstunde extra.

Möchtest Du Dich in Vereinen organisieren?

Segelfliegen kann nur im Team durchgeführt werden. Daher führt spätestens nach der Ausbildung kein Weg an einer Vereinsmitgliedschaft vorbei. Informiere dich vorher über die Kosten und Möglichkeiten, vielleicht hast du sogar mehrere Segelflugvereine in der weiteren Umgebung zur Auswahl.

Hast Du Lust auf Wettbewerbe?

Segelfliegen ist ein unvergleichlich schönes Hobby. Aber du kannst natürlich auch hier in Wettbewerb mit anderen Piloten treten. Von kleinen regionalen Wettbewerben bis hin zu Weltmeisterschaften ist hier alles für dich drin. Für den Vereinssport gibt es sogar eine Segelflug-Bundesliga. Und du kannst dich auch im Kunstflug ausbilden lassen und hier Wettbewerbe bestreiten.

Ist dieses Hobby für Dich geeignet?

Segelfliegen ist Gemeinschaftssport, nach dem Motto: Jeder packt mit an, jeder ist mal dran. Dadurch wird das Fliegen im Segelflugzeug ein recht günstiges Hobby. Magst du diesen Teamgeist und begeistert dich das Fliegen überhaupt? Bist du bereit, relativ viel Zeit auf einem Flugplatz zu verbringen? Worauf wartest du dann noch?

Musst Du Rechtliches beachten?

Im Prinzip gilt die Segelfluglizenz zeitlich unbegrenzt. Du musst nur mindestens 25 Starts während der vorangegangenen 24 Monate vorweisen können. Wenn nicht, kannst du diese in Begleitung eines Fluglehrers wieder auf 25 auffüllen und dann darfst du wieder ohne zusätzliche Prüfung alleine fliegen.

Segelfliegen ist ein sehr sicherer Sport, was die technische Seite betrifft. Unfälle durch menschliche Fehlentscheidungen sind jedoch auch hier nicht auszuschließen. Daher ist es wichtig, dass du als Pilot eine Unfallversicherung abschließt, die das Flugrisiko mit absichert. Oft gibt es diese auch in Verbindung mit der Mitgliedschaft im Verein.

Wo findest Du weitere Informationen?

Um das Segelfliegen kümmert sich der Deutsche Segelfliegerverband e.V. (DSV). Hier findest du schon mal viele Antworten. Auch gibt es eine tolle Seite zum Segelflug mit vielen Informationen, eine Ausbildungspinnwand der Flugschulen in Deutschland und vieles mehr. Dachverband der deutschen Luftsportverbände ist der Deutsche Aero Club e.V. (DAeC).

 

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